Jürgen von der Lippe: Voll Fett
08
SEP
2024
SEP
2024
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Jürgen von der Lippe über sein neues Programm:
Als Formulierungshilfe für den Einstieg böte sich vielleicht an: „Voll Fett“ nennt der große alte Mann der Zwerchfellerschütterung sein neuestes Comedyprogramm und dieser Titel ist -wie immer- mehrdeutig, oder polysem, wie ich als Altsprachler sagen würde. Einerseits könnte es bedeuten: Ich bin viel jünger als ich wiege, oder Jugendslang (Juvenolekt) sein für „richtig toll“.
Die augenfälligste Neuerung ist ein Riesenbildschirm als Bühnenhintergrund, mit dem ich mir einen langgehegten Wunsch erfülle: Comedy mit Hilfe von Bildern und kleinen Filmen zu erzeugen, wie ich es 10 Jahre lang bei „Geld oder Liebe“ gemacht habe. Munition dafür liefert mein unerschöpfliches Privatarchiv, in wenigen Fällen, wenn es passt, auch mal das, was täglich via WhatsApp über mich hereinbricht. Außerdem kann man so die Hintergrundstimmung ständig wechseln.
Das Programm beginnt mit einem turbulenten Seminar über Jugendsprache, in das die Zuschauer einbezogen werden, dann werden einige Unterschiede zwischen alt und jung erläutert, über die sich die meisten bisher nicht im Klaren waren: Fernsehverhalten, was kann man von kleinen Kindern lernen und Sex.
Dann erläutere ich, warum die Fotofunktion des Handys für mich die wichtigste ist, gefolgt von einer ersten Runde wirkmächtigen Bildmaterials.
Nach einer virtuosen Instrumentalkurzfassung von „When a man loves a woman“ zeige ich die Untiefen von Paarbeziehungen auf mit Schwerpunkt auf gemeinsamen Schlafzimmern, formal angelehnt an Hegel, nicht an sein Schlafzimmer, sondern seine Dialektik, These, Antithese, Synthese.
Wie ich überhaupt -meinem Alter angemessen- in Erinnerungen schwelge, von denen Jean Paul sagt, dass die das einzige Paradies sind, aus dem wir nicht vertrieben werden können, blicke ich nun zurück auf die drei schönsten Liebeslieder meiner Karriere, die ich zu einem herzzerreißenden Medley verschlankt habe, das die vielen Frauen im Publikum emotional so beutelt, dass ich mich gezwungen sah, anschließend mit einem ganz kleinen erbaulichen Tierfilm gegenzusteuern.
Es folgt ein Vortrag über die Unterschiede männlicher und weiblicher Sichtweisen unter Einbeziehung neuester tierbiologischer Erkenntnisse. Nach einem kleinen Exkurs über Epikur und seine Ansichten über das Abwägen zwischen flüchtigem Genuss und den Langzeitfolgen findet der Text sein fulminantes Ende in einer durchaus selbstironischen Betrachtung von Sex im Alter. Die erste Hälfte endet mit einer umjubelten Demonstration der deutschen Schlagerinterpreten, die in meiner Kindheitsbiographie in gesundheitlicher und psychischer Hinsicht eine wichtige Rolle gespielt haben.
Teil 2 wird eingeleitet vom Altrocker Kalle, der von seinen Erlebnissen beim Fliegen erzählt.
Dann ein kurzer Abriss über den aktuellen Stand der Wissenschaft in Sachen Alkohol, unter anderem die Tatsache, dass Menschen unter mäßigem Alkoholeinfluss besser Rätsel lösen können, was ich einige Damen im Publikum, die vielleicht mal mit einer Karriere als Tagesschausprecherin geliebäugelt hatten, mit Hilfe böser Testtexte dokumentieren lasse. Nach Einblicken in meine geplante Doktorarbeit: „ Populäre Trinksprüche und Lieder im Wandel der Zeit“, folgt ein neues gemeinschaftsförderndes Trinklied.
Es folgt ein Rückblick auf meine „wilde“ Zeit, natürlich nur, um zu erläutern, wie psychosomatische Krankheiten entstehen. Vorher stelle ich noch klar, dass ich nicht, wie oft kolportiert, Hypochonder bin, sondern Nosophobiker.
Dann unterstützt mich das Publikum bei einer Mentalimprovisation, deren Schilderung mir meine Bescheidenheit verbietet, weil man dabei nur mit Superlativen arbeiten könnte.
Krankheit, bzw. eine leidensreiche Rekonvaleszenzphase ist das nächste Thema, bei der offenbar lebhaft mitgelitten wird, wie die zahlreichen akustischen Reaktionen beweisen.
Es folgt eine sehr persönliche Schilderung meiner Kindheit anhand eigenen Fotomaterials.
Rudelsingen ist eine zu Recht ungemein beliebte Unternehmung, ich mache das mit Auszügen aus vier meiner populärsten Liedern und darf sagen: Die Begeisterung dafür übersteigt meine kühnsten Erwartungen.
Mit einer kleinen, aber sehr spektakulären Lesung aus meinem 13. Buch „Beim Dehnen singe ich Balladen“ beschließe ich den offiziellen Teil, natürlich nur, um mit „der Einsame“, einem Gedicht von Heinz Erhard, für dass ich eine Musik geschrieben habe, die nach der Mitwirkung meiner ältesten musikalischen Vorbilder schreit, Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg und Peter Maffay, die Menschen vollends von den Stühlen zu holen. Die letzte Zugabe gehört -wie immer, möchte ich fast sagen- Donald Trump und dem apokryphen Sexvideo aus Moskau.
Jürgen von der Lippe über sein neues Programm:
Als Formulierungshilfe für den Einstieg böte sich vielleicht an: „Voll Fett“ nennt der große alte Mann der Zwerchfellerschütterung sein neuestes Comedyprogramm und dieser Titel ist -wie immer- mehrdeutig, oder polysem, wie ich als Altsprachler sagen würde. Einerseits könnte es bedeuten: Ich bin viel jünger als ich wiege, oder Jugendslang (Juvenolekt) sein für „richtig toll“.
Die augenfälligste Neuerung ist ein Riesenbildschirm als Bühnenhintergrund, mit dem ich mir einen langgehegten Wunsch erfülle: Comedy mit Hilfe von Bildern und kleinen Filmen zu erzeugen, wie ich es 10 Jahre lang bei „Geld oder Liebe“ gemacht habe. Munition dafür liefert mein unerschöpfliches Privatarchiv, in wenigen Fällen, wenn es passt, auch mal das, was täglich via WhatsApp über mich hereinbricht. Außerdem kann man so die Hintergrundstimmung ständig wechseln.
Das Programm beginnt mit einem turbulenten Seminar über Jugendsprache, in das die Zuschauer einbezogen werden, dann werden einige Unterschiede zwischen alt und jung erläutert, über die sich die meisten bisher nicht im Klaren waren: Fernsehverhalten, was kann man von kleinen Kindern lernen und Sex.
Dann erläutere ich, warum die Fotofunktion des Handys für mich die wichtigste ist, gefolgt von einer ersten Runde wirkmächtigen Bildmaterials.
Nach einer virtuosen Instrumentalkurzfassung von „When a man loves a woman“ zeige ich die Untiefen von Paarbeziehungen auf mit Schwerpunkt auf gemeinsamen Schlafzimmern, formal angelehnt an Hegel, nicht an sein Schlafzimmer, sondern seine Dialektik, These, Antithese, Synthese.
Wie ich überhaupt -meinem Alter angemessen- in Erinnerungen schwelge, von denen Jean Paul sagt, dass die das einzige Paradies sind, aus dem wir nicht vertrieben werden können, blicke ich nun zurück auf die drei schönsten Liebeslieder meiner Karriere, die ich zu einem herzzerreißenden Medley verschlankt habe, das die vielen Frauen im Publikum emotional so beutelt, dass ich mich gezwungen sah, anschließend mit einem ganz kleinen erbaulichen Tierfilm gegenzusteuern.
Es folgt ein Vortrag über die Unterschiede männlicher und weiblicher Sichtweisen unter Einbeziehung neuester tierbiologischer Erkenntnisse. Nach einem kleinen Exkurs über Epikur und seine Ansichten über das Abwägen zwischen flüchtigem Genuss und den Langzeitfolgen findet der Text sein fulminantes Ende in einer durchaus selbstironischen Betrachtung von Sex im Alter. Die erste Hälfte endet mit einer umjubelten Demonstration der deutschen Schlagerinterpreten, die in meiner Kindheitsbiographie in gesundheitlicher und psychischer Hinsicht eine wichtige Rolle gespielt haben.
Teil 2 wird eingeleitet vom Altrocker Kalle, der von seinen Erlebnissen beim Fliegen erzählt.
Dann ein kurzer Abriss über den aktuellen Stand der Wissenschaft in Sachen Alkohol, unter anderem die Tatsache, dass Menschen unter mäßigem Alkoholeinfluss besser Rätsel lösen können, was ich einige Damen im Publikum, die vielleicht mal mit einer Karriere als Tagesschausprecherin geliebäugelt hatten, mit Hilfe böser Testtexte dokumentieren lasse. Nach Einblicken in meine geplante Doktorarbeit: „ Populäre Trinksprüche und Lieder im Wandel der Zeit“, folgt ein neues gemeinschaftsförderndes Trinklied.
Es folgt ein Rückblick auf meine „wilde“ Zeit, natürlich nur, um zu erläutern, wie psychosomatische Krankheiten entstehen. Vorher stelle ich noch klar, dass ich nicht, wie oft kolportiert, Hypochonder bin, sondern Nosophobiker.
Dann unterstützt mich das Publikum bei einer Mentalimprovisation, deren Schilderung mir meine Bescheidenheit verbietet, weil man dabei nur mit Superlativen arbeiten könnte.
Krankheit, bzw. eine leidensreiche Rekonvaleszenzphase ist das nächste Thema, bei der offenbar lebhaft mitgelitten wird, wie die zahlreichen akustischen Reaktionen beweisen.
Es folgt eine sehr persönliche Schilderung meiner Kindheit anhand eigenen Fotomaterials.
Rudelsingen ist eine zu Recht ungemein beliebte Unternehmung, ich mache das mit Auszügen aus vier meiner populärsten Liedern und darf sagen: Die Begeisterung dafür übersteigt meine kühnsten Erwartungen.
Mit einer kleinen, aber sehr spektakulären Lesung aus meinem 13. Buch „Beim Dehnen singe ich Balladen“ beschließe ich den offiziellen Teil, natürlich nur, um mit „der Einsame“, einem Gedicht von Heinz Erhard, für dass ich eine Musik geschrieben habe, die nach der Mitwirkung meiner ältesten musikalischen Vorbilder schreit, Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg und Peter Maffay, die Menschen vollends von den Stühlen zu holen. Die letzte Zugabe gehört -wie immer, möchte ich fast sagen- Donald Trump und dem apokryphen Sexvideo aus Moskau.
VERANSTALTUNGSINFOS
Datum: | Sonntag, 08.09.2024 |
Beginn: | 20:00 Uhr |
Veranstalter: | d2m berlin gmbh |
Ort: | Konzert- und Ballhaus Neue Welt |